Dieser Artikel ist mein Beitrag zur Blogparade von Claudia Stellmacher-Köthe auf klarplatz.de. Ihr Aufruf „7 Fragen, die ich mir in einem Interview mit mir wünsche – und auch beantworte“ hat mich direkt angesprochen. Warum? Weil ich Interviews liebe. Die Neugier des Gegenübers, die Themen, die plötzlich eine Tiefe bekommen, die Überraschung, wenn jemand etwas ganz Unerwartetes fragt und die unerwarteten Antworten!
Ich habe mir 7 Fragen ausgesucht, die mich gerade selbst zum Nachdenken bringen. Vielleicht kennst du das auch: Manchmal sind es nicht die Antworten, sondern die richtigen Fragen, die etwas in Bewegung bringen.
Welche Eigenschaft an dir schätzt du inzwischen am meisten?
Ich schätze inzwischen meine Klarheit mir selbst gegenüber, meinen beruflichen Weg und wohin die Reise für meine Familie und mich in den nächsten Jahren geht. Früher habe ich mich oft angepasst, bin der Masse hinterhergelaufen, habe nach links und rechts geschaut, was die anderen machen und wollte es allen recht machen. Heute weiß ich, dass Klarheit ein Prozess ist und nicht hart oder unbequem sein muss – sondern ein Zeichen von innerer Stabilität. Ich kann freundlich und klar zugleich sein, mir selbst gegenüber und auch in den Beziehungen zu anderen. Diese Kombination hilft mir nicht nur in der Selbstständigkeit klare Ziele zu haben, sondern auch mein Privatleben nach meiner Familie und mir auszurichten.

Was würdest du deinem 20-jährigen Ich heute sagen?
Ich würde ihr Mut machen, ihren eigenen Weg zu gehen, auch wenn der nicht dem entspricht, was andere für „richtig“ halten. Und ich würde sie ermutigen, Fragen zu stellen, laut zu träumen und nicht zu denken, dass Sicherheit immer Vorrang vor Sehnsucht haben muss. Ich habe mich so sehr durch andere Menschen in meinem jungen Erwachsenenleben führen lassen und habe nicht auf meine innere Stimme vertraut. Das würde ich meinem 20-jährigen-Ich raten: Höre auf deine innere Stimme und finde deinen Weg.
Welche Rolle spielt Scheitern in deinem Leben?
Scheitern ist für mich wie das Stolpern beim Wandern: unangenehm, aber es bringt mich oft auf neue Pfade. Die Kündigung in der Probezeit war damals gefühlt ein Rückschlag und jetzt im Rückblick ein Befreiungsschlag. Ohne sie hätte ich mich vielleicht nie selbstständig gemacht und hätte nicht den Mut aufgebracht, All-in zu gehen. Ich habe gelernt, dass Scheitern nicht das Ende ist, sondern ein Perspektivwechsel. Eine Tür wird dir vor der Nase zugeschlagen und dafür geht vielleicht ein Fenster auf. Es braucht manchmal genau das, um wieder zu spüren, was einem wirklich wichtig ist.
Was bedeutet Erfolg für dich – jenseits von Zahlen?
Erfolg bedeutet für mich, zu wissen, wofür ich mit Freude morgens meine Füße aus dem Bett schwinge. Zufriedenheit an dem zu haben, mit dem ich tagtäglich mein Leben verbringe. Egal, ob es Yoga, meine Familie, Seminare oder Urlaube mit Freunden sind. Erfolg ist, wenn meine Teilnehmer*innen nach einem Kurs entspannter aus dem Raum gehen, als sie gekommen sind, wenn jemand sagt: „Das hat mir geholfen“ und wenn ich mich am Ende der Woche nicht leer, sondern voller schöner Erinnerungen und Emotionen bin, denn dann war es erfolgreich, egal, was auf dem Konto steht.
Falls du doch Interesse an ein paar Zahlen hast, habe ich den perfekten Blogartikel für dich geschrieben.
Wenn du einen Tag komplett frei gestalten könntest – wie sieht er aus?
Ich würde in Ruhe aufwachen, ohne Wecker. Meine erste Tasse Kaffee im Bett genießen und beobachten, wie die Sonne langsam immer kräftiger durch die Dachfenster scheint. Vor einem gesunden Frühstück würde ich mich auf die Yogamatte stellen und anschließend ein paar Minuten in Stille meditieren, nicht für andere, sondern für mich. Es wäre schön, den Tag vielleicht mit meiner Familie zu verbringen bei einem tollen Ausflug in den Wald, wo wir wandern und auch die Kinder ihren Spaß haben. Wir würden mittags picknicken und wenn wir dann wieder zurück sind, darf jeder die Zeit für sich genießen. Mich findet man dann mit einem guten Buch, einem Glas Rotwein und meiner Lieblingsdecke in meinem Sessel und da bekommt mich so schnell auch keiner mehr raus. Der krönende Abschluss wäre ein leckeres selbst gekochtes Abendessen (am liebsten Pasta) und am Ende: Stille. Kein Handy, sondern nur die Ruhe im Körper und im Geist.




Welche Entscheidung in deinem Leben war vollkommen unvernünftig – und trotzdem genau richtig?
Meinen sicheren Job am Flughafen in Frankfurt zu kündigen und mich selbstständig zu machen. Objektiv betrachtet war es nicht klug, während einer Pandemie und dazu noch schwanger einen echt todsicheren Arbeitsplatz aufzugeben und dann zu schauen „was die Zukunft so bringt“. Natürlich hatte ich die Elternzeit, um mich zu orientieren, doch so einen gut bezahlten Job würde ich so schnell bestimmt nicht mehr finden. Aber innerlich wusste ich: Wenn ich es jetzt nicht wage, dann nie. Denn ich hatte meine Ausbildung dort gemacht und viele Jahre in der Personalabteilung gearbeitet, doch mein 40-jähriges Betriebsjubiläum wollte ich nicht dort feiern. Die Welt hat noch so viel zu bieten, und genau das wollte ich ausprobieren. Und heute, vier Jahre später, weiß ich: Es war die beste Entscheidung meines Lebens. Ich habe mich nicht nur beruflich neu erfunden, sondern auch als Mensch weiterentwickelt. Aus Angst wurde Mut. Aus Mut wurde Klarheit.
Was willst du in deinem Leben noch lernen?
Diese Frage ist wirklich spannend, denn es ist viel zu viel 🙈. Daher kommt hier eine (unvollständige) Liste:
- Ein Musikinstrument (am liebsten Klavier oder Cello)
- Den Kopfstand im Yoga
- Eine weitere Fremdsprache, sodass ich mich darin sicher fühle
- Kunstgeschichte als Gasthörerin in der Uni
- zusammen mit meinem Mann den Slowfox lernen
- Geduld für ein Puzzle aufzubringen
- wie ich meinen Garten verschönern kann
- liebevoller zu mir selbst zu sein



Und du?
Manchmal hilft ein ehrliches Gespräch mit sich selbst, um zu erkennen, wie weit man schon gekommen ist – und wohin man noch will. Diese sieben Fragen haben mir gezeigt, wie viel Mut, Klarheit und Entwicklung auf meinem bisherigen Weg liegen. Und vielleicht bist du ja gerade an einem Punkt, an dem es sich lohnt, selbst innezuhalten und dich zu fragen:
Was will ich wirklich?
Was würde ich tun, wenn ich keine Angst hätte?
Und welche Antwort wartet längst in mir?
Wenn du Lust hast, dich selbst zu interviewen – mach mit bei der Blogparade von Claudia. Die Fragen sind eine Einladung, dir selbst zuzuhören. Vielleicht ist genau jetzt der richtige Moment dafür.
3 Antworten
Liebe Victoria, mir hat das Lesen deines Artikels viel Freude gemacht. Er bringt eine positive Energie mit, die wirkt bis hier her! Meine Lieblingsfrage ist: Welche Entscheidung in deinem Leben war vollkommen unvernünftig – und trotzdem genau richtig? Falls ich es schaffe, auch noch einen Blogartikel zum Thema zu schreiben, werde ich sie mir wohl ausleihen 😉
Danke und liebe Grüße
Eva